Den Förderdschungel erschließen

Haben Sie diese Seite aufgerufen, weil Sie ein engagierter Mensch sind und im ländlichen Raum leben? Vielleicht engagieren Sie sich in einer Initiative, die in einer kleinen Stadt geflüchtete Menschen unterstützt. Oder Sie sind Mitglied eines der vielen Sport, Kultur- oder Nachbarschaftsvereine, die in allen Regionen Deutschlands zu einem lebendigen Miteinander beitragen. Vielleicht haben Sie mit einer Gruppe von Gleichgesinnten dem städtischen Trubel den Rücken gekehrt; Ihr Ziel ist es, einen alten Gutshof in einem Ort des Zusammenlebens zu verwandeln und dort verschiedene Projekte zu realisieren.
Von Daniel Pichert
In welcher Form auch immer: Sie engagieren sich, weil Sie von etwas überzeugt sind. Und allein mit Ihrem Engagement haben Sie viel erreicht. Viele Initiativen benötigen aber ab einem gewissen Punkt auch Geld. Vielleicht kann eine gewisse Menge Arbeit unentgeltlich geleistet werden. Aber wenn Anschaffungen getätigt werden müssen, dann stellt sich die Frage, wer diese bezahlt. Weiterhin stellen viele Vereine und Initiativen fest, dass sich die Arbeit ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr auf der Basis von ehrenamtlichem oder freiwilligem Engagement bewältigen lässt. Diese Erfahrung machen besonders Initiativen, die „in Fahrt kommen“. Viele Gruppen oder Organisationen wünschen sich angestellte Mitarbeitende, damit die Arbeit kontinuierlich fortgesetzt werden kann. Die Konsequenz: Personalkosten müssen gedeckt werden. Manchmal wäre es allein schon hilfreich, ein paar Honorare vergeben zu können!
Geld muss her
Also: Geld muss her! Und wo kommt das Geld her? Fördermittel sind eine Möglichkeit, für ein soziales Projekt Geld zu erhalten. Eine fördernde Einrichtung stellt Gelder bereit, die Organisationen beantragen können. Dies geschieht in der Regel schriftlich - mit einem Antrag. Dabei kann es um ein paar Hundert Euro gehen, aber auch um viele Hunderttausend Euro.
Bei einer Fördermittelakquise hat man es also mit zwei Parteien zu tun. Wenn Sie diese Publikation lesen, gehören Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu der Gruppe, die Geld haben will. Die andere Partei ist die fördernde Einrichtung, die das Geld hat und es vergeben möchte oder vergeben muss.
Die Förderlandschaft
Von diesen fördernden Einrichtungen gibt es ganze Menge - und einige davon verfügen über eine ganze Menge Geld.
Zum Beispiel Stiftungen. Laut Angaben des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gibt es in Deutschland mehr als 22.000 rechtsfähige Stiftungen – einige große, aber auch viele kleine oder regional tätige. Nicht alle von diesen Stiftungen fördern, aber viele tun es. Die Robert Bosch Stiftung, eine der größten Förderstiftungen in Deutschland, nennt für das Jahr 2017 eine Gesamtfördersumme von knapp 100 Millionen Euro (an Dritte vergebene Mittel und operatives Geschäft).
Zum Beispiel EU-Mittel. Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums der Europäischen Union (ELER, Förderperiode 2014 - 2020) umfasst in Deutschland ein Finanzvolumen von 1,4 Milliarden Euro – jährlich. Diese Mittel werden durch nationale Mittel von Bund, Ländern und Kommunen ergänzt. Wenn Sie sich mit Fördermitteln für ländliche Regionen beschäftigt haben, dann haben Sie vielleicht schon einmal vom Programm LEADER gehört. LEADER ist eine Art Teilprogramm des ELER – und die Beteiligung von Bürger*innen spielt hier eine elementare Rolle. Mehr über die LEADER-Förderung gibt es auch im Interview mit Ines Kinsky und in der Reportage über den Entdeckerpfad Saalleiten.
Zum Beispiel Bundesmittel. Setzen Sie sich für ein demokratisches Miteinander in unserer Gesellschaft ein und engagieren Sie sich gegen Extremismus und Ausgrenzung? Dann könnte das Programm "Demokratie leben" für Sie interessant sein. Es wurde in den letzten Jahren kontinuierlich aufgestockt. Für das Jahr 2018 standen insgesamt 120 Millionen Euro zur Verfügung, ein Teil davon floß in leicht zu beantragende Mikrofonds in den Regionen, in denen eine Partnerschaft für Demokratie wirkt. Einen Einblick in die Arbeit von Partnerschaften für Demokratie vor Ort gibt unser Besuch bei Oliver Hohn von der PfD Krakow am See.
Und dies sind nur einige Beispiele für größere Einrichtungen und Fördertöpfe – hinzu kommt eine Vielzahl von mittelgroßen und kleinen Förderern, Töpfen oder Programmen.
Wie erfährt man eigentlich von diesen Fördermöglichkeiten?
Viele wünschen sich eine umfassende Datenbank, die alle Fördermöglichkeiten auflistet. Man wählt lediglich ein Schlagwort aus und bekommt dann alle passenden Fördermöglichkeiten für das eigene Projekt aufgelistet. Leider gibt es diese eine allwissende Datenbank nicht. Die Förderlandschaft ist unübersichtlich und einem steten Wandel unterworfen. Die Recherche nach passenden Fördermitteln ist bereits ein Teil der Arbeit. Hilfreich dafür sind verschiedene Internetseiten und Datenbanken, Fördermittel-Ratgeber und -Verzeichnisse, Beratungs- und Informationsangebote von kommunalen Einrichtungen, Netzwerken oder den fördernden Einrichtungen selber, Newsletter und vor allem die Mund-zu-Mund-Propaganda über Kolleg*innen und Bekannte. Weiterhin gibt es auch die Möglichkeit, nicht nur bestehende Förderangebote zu recherchieren, sondern auch initiativ auf Einrichtungen zuzugehen.
Was ist fördernden Einrichtungen wichtig?
Die fördernden Einrichtungen haben viel Geld zur Verfügung – auf den ersten Blick. Aber auch viel Geld ist schnell aufgebraucht, wenn viele es haben wollen. Also müssen die fördernden Einrichtungen eine Auswahl treffen. Hinter diesem Auswahlprozess steht letztendlich die Frage: „Mit wem können wir am besten zusammenarbeiten, um wirksam zu sein?“ Bei diesem Entscheidungsprozess spielen die folgenden Aspekte eine Rolle:
Förderziele: Zuerst haben die Einrichtungen mehr oder weniger breit definierte Förderbereiche oder Förderziele. Diese politischen Ziele verfolgen sie, indem sie Organisationen unterstützen, die konkret im jeweiligen Bereich tätig sind.
Richtlinien: Fördernde Einrichtungen müssen ihre Fördergelder entsprechend ihrer eigenen Richtlinien vergeben und diesen Prozess auch dokumentieren. Deswegen gibt es Antragsprozeduren und Abrechnungen. Das vorgeschlagene Projekt muss auch in formaler Hinsicht den Richtlinien der fördernden Einrichtungen entsprechen.
Projektförderung: Weiterhin fördern viele Einrichtungen ungerne Organisationen oder Gruppen „direkt“ (im Fachjargon „institutionell“). Wenn sie „direkt“ fördern würden, könnte eine langfristige Abhängigkeit zwischen ihnen und den Zuwendungsempfängern entstehen. Dies wollen sie angesichts ihrer begrenzten Ressourcen vermeiden. Also fördern die Einrichtungen lieber zeitlich befristete Vorhaben mit einer konkreten Zielsetzung. Das Resultat dieser Förderpolitik ist der vorherrschende Trend zur zeitlich befristeten Projektförderung mit all ihren Vor- und Nachteilen.
Innovation: Viele Einrichtungen verstehen sich als Impulsgebende oder als Förder*innen von Innovation. Deswegen unterstützen sie gerne innovative oder modellhafte Projekte. Die Freude an der Innovation entspringt manchmal dem Selbstverständnis der Einrichtungen. Es kann aber auch sein, dass die Richtlinien eine Förderung von „Regelstrukturen“ gar nicht erlauben. In manchen Programmen des Bundes dürfen beispielsweise nur modellhafte Projekte gefördert werden. Etwas anderes ist gar nicht erlaubt.
Sichtbarkeit: Viele fördernde Einrichtungen müssen selber öffentlichkeitswirksam demonstrieren, dass sie erfolgreich arbeiten (z. B. weil sie sich politisch legitimieren müssen). Deswegen wollen sie, dass geförderte Projekte öffentlichkeitswirksam, vorzeigbar oder sichtbar sind.
Kompetenz der Antragstellenden: Fördernde Einrichtungen unterstützen gerne Organisationen, von denen anzunehmen ist, dass sie die versprochenen Projektinhalte umsetzen und die Ziele des Projekts erreichen. Sie wollen ihr Geld ja nicht „verbrennen“. Aber auch auf der administrativen Ebene (Beantragung, Berichterstattung, Abrechnung) soll alles glatt laufen. Die fördernden Einrichtungen erwarten also, dass ihre Kooperationspartner in vielerlei Hinsicht kompetent sind.
Antragsqualität: Einen zentralen Stellenwert bei der Prüfung der aufgeführten Kriterien nimmt ein gut geschriebener und formal korrekter Projektantrag ein. Denn vielleicht kennen die fördernden Einrichtungen Sie, Ihre Organisation und Ihre Arbeit nicht. Sie lernen Ihre Organisation und Ihre Ideen (häufig) erst durch den Antrag kennen. Unabhängig davon, wie toll das Projekt tatsächlich ist: Sie müssen es auch im Antrag – trotz oft begrenzter Zeichenzahl - entsprechend präsentieren.
Wenn Sie fördernde Einrichtungen recherchieren und Förderprogramme studieren, dann werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit die genannten Kriterien wiederfinden – in unterschiedlicher Gewichtung und Verpackung.
Falls Sie sich zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigen, dann mag das für Sie etwas ernüchternd klingen. Wahrscheinlich haben Sie den Wunsch nach einer unkomplizierten, direkten Unterstützung Ihres bürgerschaftlichen Engagements. Auf der Seite der Gebenden finden Sie häufig eine gewisse Tendenz zur Bürokratie, formale Prozesse und genau geregelte, zeitlich begrenzte Unterstützungsangebote. Dass Fördereinrichtungen so ticken, wie sie es tun, hat verschiedene Gründe. Ein besonders wichtiger Grund ist, dass sie selber einer strengen Kontrolle unterliegen. Dies gilt besonders für öffentliche Zuwendungen. Deswegen müssen diese Institutionen die Prozesse der Vergabe von Geldern nach bestimmten Kriterien gestalten und dokumentieren.
Das bedeutet aber nicht, dass fördernde Einrichtungen und engagierte Menschen auf unterschiedlichen Planeten leben und sich nie begegnen können. Im Gegenteil. Diese Begegnungen können außerordentlich spannend und fruchtbar sein und sogar in eine langfristige Zusammenarbeit münden. Und wie immer im Leben gelingt eine solche Zusammenarbeit am besten, wenn beide Parteien Verständnis füreinander entwickeln und aufeinander zugehen.
Die folgenden drei Tipps können Ihnen dabei helfen, die ersten Schritte zu gehen:
Tipp Nr. 1: Berücksichtigen Sie die Perspektive der fördernden Einrichtungen.
Sie wissen wahrscheinlich recht genau, was Sie machen und was Sie wollen (bzw. Ihre Initiative, Ihre Organisation). Versuchen Sie aber einmal, die Angelegenheit, aus der Sicht einer Einrichtung zu sehen, die Ihr Projekt fördern könnte. Zuerst: Sie kennen die Lage vor Ort. Die fördernde Einrichtung aber nicht! Das bedeutet, dass Sie in einem ersten Schritt erklären müssen, warum ihr Vorhaben wichtig und relevant ist. Und das tun Sie mit einem gut geschriebenen Antrag. Dieser sollte ein klar umrissenes, präzise beschriebenes Vorhaben mit einem roten Faden beinhalten. Wichtig ist, dass das Ganze auch auf fachfremde oder ortsunkundige Personen überzeugend wirkt. Behalten Sie beim Schreiben unbedingt die oben angeführten Kriterien im Kopf (Förderziele, Richtlinien, Projektförderung, Innovation...). Haben Sie Zweifel, ob Ihr Vorhaben dem gerecht werden kann? Ein Beispiel: Viele Fördergeber*innen wollen etwas Neues, Innovatives, Modellhaftes fördern. In vielen auf dem ersten Blick sehr bodenständigen Vorhaben steckt etwas Neues, Innovatives, Modellhaftes. Und wahrscheinlich auch in Ihrem. Wichtig ist, diesen Punkt dann auch herauszuarbeiten und darzustellen! Es ist generell sehr empfehlenswert, in einem Antrag bewusst (und auch sprachlich) Verbindungen herzustellen zu den Förderzielen und Konzepten der Einrichtung, an die man sich wendet. Zeigen Sie, dass Sie gemeinsame Ziele verfolgen. Ein wenig Anpassungsfähigkeit gehört zu einer Zusammenarbeit dazu. Aber verbiegen Sie sich nicht, um den Anforderungen eines Förderprogramms gerecht zu werden und Geld zu erhalten. Ansonsten verlieren Sie und Ihre Mitstreiter*innen die Motivation. Und die ist ein Schlüsselfaktor für bürgerschaftliches Engagement. Bleiben Sie also authentisch.
Tipp Nr. 2: Bleiben Sie realistisch.
Auch junge Initiativen oder kleine Vereine haben große Ziele. Um diese Ziele zu erreichen, benötigen Sie Geld – manchmal viel Geld. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Ihnen eine fördernde Einrichtung Hundertausende von Euro anvertraut, nur weil Sie eine gute Idee haben. Das Risiko ist für die fördernde Einrichtung einfach zu groß. Rufen Sie sich den oben angeführten Punkt „Kompetenz“ in Erinnerung: Die fördernden Einrichtungen suchen Partner*innen, von denen Sie glauben, dass sie vorgeschlagene Projekte erfolgreich umsetzen, und zwar sowohl operativ als auch administrativ. Dies müssen Sie darlegen können, am besten anhand von bereits durchgeführten Aktivitäten. Um größere Fördersummen zu beantragen, ist es weiterhin erforderlich, dass Sie als antragstellende Organisation gewisse Ressourcen und belastbare Strukturen vorweisen. Dazu gehören eine geeignete Rechtsform, Räumlichkeiten, Personal, eine Buchhaltung und ein Mindestmaß an Umsätzen. Aber was tun Sie, wenn Sie all dies eben noch nicht haben? Nun: Irgendwo anfangen. Mit Beharrlichkeit und Kreativität haben es viele Initiativen geschafft, innerhalb von wenigen Jahren kontinuierlich zu wachsen. Sie beantragten zuerst erfolgreich im vierstelligen Bereich, dann im fünfstelligen, irgendwann kam der Sprung zu sechsstelligen Fördersummen. Am Anfang einer typischen Förderkarriere stehen deswegen häufig Beantragungen bei kleineren Programmen oder regionalen Geldgebern. Ein Beispiel für letzteres sind die Stiftungen der Sparkassen. Solche Einrichtungen haben häufig ein großes Interesse daran, gezielt kleine und lokal tätige Organisationen zu unterstützen.
Tipp Nr. 3: Finden Sie die richtigen Ansprechpartner*innen.
Wahrscheinlich sind Sie nicht im Fördermittel-Fundraising ausgebildet. Das sind die wenigsten Menschen. Wie findet man diese Dinge also heraus? Zum Beispiel indem Sie mit Bekannten und Kolleg*innen sprechen, die schon erfolgreich Fördermittel eingeworben haben. Deren Tipps sind Gold wert! Zum anderen empfiehlt es sich Ansprechpersonen in den fördernden Einrichtungen zu kontaktieren. In vielen dieser Einrichtungen arbeiten aufgeschlossene, freundliche Menschen, für die es ein persönliches Anliegen ist, sinnvolle Initiativen zu unterstützen. (Bei der Interaktion mit Mitarbeitenden von fördernden Einrichtungen macht man gelegentlich auch negative Erfahrungen. Lassen Sie sich davon nicht irritieren. Hartnäckigkeit ist die wichtigste Tugend im Fundraising.) Finden Sie diese wohlwollenden Ansprechpersonen, und Sie werden Unterstützung erhalten. Diese Unterstützung kann Informationen beinhalten, wie die Förderung funktioniert und welche Möglichkeiten sie bietet. Sie kann aber auch aus einer gemeinsamen Abklärung bestehen, ob eine Antragstellung aussichtsreich ist.
Übrigens: Viele fördernde Einrichtungen fördern nicht nur monetär, sondern stellen auch andere Formen der Unterstützung bereit, z. B. Zugang zu Netzwerken, Kontakten und Wissen. Sie können Türen öffnen, Fürsprache leisten und Multiplikator*innen sein. Gerade für junge Initiative kann diese Art von Unterstützung ausschlaggebend sein.
Ihre Chancen stehen besser, als Sie denken!
Um Fördermittel gibt es einen gewissen Wettbewerb. Haben Sie als kleine oder regionale Initiative auf dem Land überhaupt eine Chance? Vielleicht beschleicht Sie das Gefühl, nicht mit den größeren Akteur*innen in anderen Gegenden Deutschlands mithalten zu können. Haben diese Organisationen nicht mehr Ressourcen, mehr Erfahrung, mehr Know-how als Sie? Werden diese Sie beim Wettbewerb um Fördermittel nicht von vorneherein ausstechen?
Vielleicht stehen die Chancen besser, als Sie denken! Überlegen wir einmal: Welche Vorteile haben Sie dadurch, dass Sie im ländlichen Raum aktiv sind?
Zuerst: Viele Einrichtungen, Verbände und Interessengruppen finden gut, was Sie machen. Denn diese Akteure wollen gezielt die Entwicklung des ländlichen Raums und die Stärkung der Zivilgesellschaft unterstützen. Und dabei sind Sie – Ihre Organisation, Ihr Projekt, Ihre Initiative –wichtige Partner*innen.
Denn: Sie sind vor Ort. Sie kennen die Menschen und die Rahmenbedingungen. Sie wissen, was funktioniert und was nicht. Sie sind also keine lästigen Bittsteller*innen. Im Gegenteil: Sie sind wichtigeExpert*innen des lokalen Lebens. Und das suchen die fördernden Einrichtungen: kompetente Kooperationspartner*innen.
Sie fühlen sich vielleicht weit weg von den großen Einrichtungen in Berlin oder Brüssel. Gleichzeitig sind Sie aber nah dran – und zwar an den lokalen Ansprechpersonen. Wenn Sie in einer kleinen Stadt leben, besteht eine realistische Chance, dass Sie Ihrem Bürgermeister oder Ihrer Bürgermeisterin ein Projekt vorstellen können, wenn Sie sich ein wenig geschickt anstellen. Da haben es Organisationen in Berlin, Hamburg oder München deutlich schwerer. Nutzen Sie diese kurzen Wege!
Den eigenen Standort nutzen
Hinzu kommt, dass es eine Vielzahl von Fördertöpfen oder regional tätigen Stiftungen gibt, die ausschließlich Akteur*innen an einem bestimmten Ort zu Gute kommen. Dies gilt für kommunale oder regionale öffentliche Mittel, aber auch für kleine Stiftungen, die häufig einen geographisch eingegrenzten Förderbereich haben. Dieser Förderbereich kann sehr klein sein, sich z. B. auf einen Landkreis oder eine Stadt beschränken. Bei einer solchen lokal tätigen Stiftung sind zwar häufig keine hohen Summen zu holen. Andererseits kann es leichter sein, an die Gelder heranzukommen, weil diese Stiftungen auf komplizierte Bewerbungsverfahren verzichten.
Generell kann es von Vorteil sein, wenn Sie sich in einer Gegend engagieren, in der etwas weniger los ist. In urbanen Ballungsräumen konkurrieren mehr Menschen und Ideen - der Wettbewerb um die beschränkten Geldmittel gleicht einem Haifischbecken. Im ländlichen Raum ist das (manchmal) anders. Eine einfache Rechnung: Wenn die Nachfrage nach regionalen Fördergeldern kleiner ist, wird es auch einfacher, an sie heranzukommen.
Selbst wenn Sie sich auf Mittel bewerben, die nicht gezielt für Aktivitäten im ländlichen Raum bereitgestellt werden, kann sich Ihr Standort als vorteilhaft erweisen. Was unterscheidet das Vorhaben von den vielen anderen, die sich ebenfalls bewerben? Vielleicht ist es – unter anderem – der Ort Ihres Wirkens.
Denn viele fördernde Einrichtungen sind um eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit bemüht. Dies kann entweder eine mehr oder weniger genau formulierte Vorgabe sein (z. B. ein Teil der Fördermittel soll nach Westdeutschland, einer nach Ostdeutschland fließen; oder es ist erwünscht, dass in jedem Bundesland ein paar Projekte gefördert werden). Der Wunsch nach einer Verteilung von Geldern kann aber auch schlichtweg psychologisch begründet sein. Stellen Sie sich vor, ein Gremium prüft 20 Anträge. 19 wurden von Organisationen aus Berlin, Hamburg und München eingereicht. Ein Antrag kommt von einem Projekt in Südwestthüringen. Es wäre menschlich, wenn die Gutachter*innen diesem Projekt sehr aufgeschlossen gegenüber stehen. (Wichtig ist aber: Das allein genügt nicht. Sie müssen in jedem Fall Ihre Hausaufgaben machen. Ihr Antrag muss auch bei anderen wichtigen Kriterien punkten – siehe oben.)
Wichtig ist: Fördermittel fallen nicht vom Himmel. Fördermittel-Fundraising ist Arbeit. Denken Sie aber bitte nicht von vorneherein: „Antragstellungen, Richtlinien, Abrechnungen – das schaffen wir doch nicht.“ Auch kleine Initiativen und junge Organisationen können sich erfolgreich um Fördermittel bewerben und mit Hilfe von geförderten Projekten großartige Dinge auf die Beine stellen. Letztendlich gilt auch bei der Beschaffung von Fördermitteln für Initiativen im ländlichen Raum die Devise: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.