Drei Fragen zur Europaförderung
Beschäftigt man sich mit Förderungen, gelten Anträge auf EU-Mittel als besonders aufwändig und aufgrund der zahlreichen Programme und ihrer Förderoptionen für Laien eher schwer im Blick zu behalten. Ist das wirklich so? Und wie können Sie als Kontaktstelle unterstützen – wer kann Sie mit welchen Fragen und Unterstützungsbedarfen ansprechen?
Es kommt immer auf den Vergleich an: Gemessen an dem Aufwand, den Antragsteller*innen z.B. bei Erasmus+ zu leisten haben, kommt der Antrag bei unserem Programm recht schlank daher. Die Förderung wird auf Grundlage von Pauschalsätzen berechnet, man muss also noch nicht einmal ein detailliertes Budget einreichen. Trotzdem beklagen besonders kleinere Vereine, wie z.B. Partnerschaftsvereine oder kleinere Kommunen, dass sie die Antragsstellung zu kompliziert finden. Viele fordern von dem Nachfolgeprogramm „Rechte und Werte 2021-2027“ daher hier auch Vereinfachungen.
Als Kontaktstelle versuchen wir auch die kleineren und Erst-Antragsteller*innen so zu beraten, dass sie ermutigt sind, einen Antrag zu stellen. Zu uns kommen vom zivilgesellschaftlichen Verein, Bürgermeister*innen, Gedenkstätten bis zum größeren europäischen Netzwerk ganz unterschiedliche Antragsteller*innen und Interessierte. Da wir das Programm jährlich auf vielen Veranstaltungen vorstellen, sind auch immer wieder neue Leute dabei. Daneben bieten wir noch eigene Seminare zur Vertiefung an – da machen wir dann die Teilnehmer*innen wirklich antragsfit!
Auf ihrer Website informieren Sie auch, in welchen Förderbereichen derzeit wenig (deutsche) Anträge laufen, und daher höhere Chancen bestehen – derzeit beispielsweise Bürger*innenbegegnungen. Führt das manchmal dazu, das Projekte erfunden werden, weil Geld winkt?
Das scheint mir nicht der Fall zu sein. Wir sehen, vor allem bei größeren Fördersummen und auch in anderen EU-Programmen, eher einen Trend, dass immer mehr professionelle Antragsschreiber*innen hinter den (erfolgreichen) Anträgen stehen und nicht unbedingt diejenigen, die die Projekte wirklich umsetzen. Wir ermutigen derzeit auch über Kooperationspartner*innen Partnerschaftsvereine und Kommunen, dass sich insbesondere bei den Bürger*innenbegegnungen die Antragsstellung wieder lohnt und laden ein, die Förderquote wieder zu verschlechtern…
Es gibt ja genügend Projekte, die stattfinden sollen, es gibt viele Ideen und auch eine Menge bestehende Partnerschaften. Ein Förderprogramm lädt vielleicht dazu ein, die eigenen Ideen manchmal zu sehr an die Förderprioritäten anzupassen. In unserer Beratung raten wir dazu, vor allem auf die eigenen Ziele zu sehen und abzuwägen, ob das Projekt, wenn es unter anderen Vorzeichen durchgeführt wird, um die Förderung zu bekommen, noch das eigene Projekt ist, das man wirklich machen möchte.
Was können Sie Antrags-Interessierten mit auf den Weg geben? Was sind häufige Stolpersteine, die Antragsstellende umgehen könnten?
In unserem Programm spielen bei der Bewertung der Förderfähigkeit (die übrigens von einer Agentur in Brüssel vorgenommen wird) vor allem die Projektqualität selbst und dann die Übereinstimmung mit den Programmprioritäten eine Rolle. Etwas weniger ins Gewicht fallen Verbreitung und welche Zielgruppen erreicht werden. Erst eine ausgewogene gute Qualität in allen vier Bereichen bringt das Projekt in die Reichweite der Förderung. Im Zentrum steht aber eine gute Idee, bei der durchdacht wurde, wer, warum, mit welchem Ziel und mit welcher Methodik was machen soll. Wer eigentlich mit seiner französischen Partnergemeinde Geselligkeit beim Weinfest erleben möchte, sollte das tun – aber keinen Antrag bei einem europäischen Förderprogramm stellen.
Daneben ist ein häufiger Stolperstein, dass im Antrag unrealistische Wirkungsvermutungen aufgestellt werden, wie etwa: „durch die Bürger*innenbegegnung werden die Bürger*innen deutlich weniger europaskeptisch“ und dann keine Methodik gewählt wird, um dieses Ziel zu erreichen. Der „Fördersprech“ ist in dieser Hinsicht oft nicht hilfreich. Lieber ein realistisches Projekt mit realistischen Zielen planen – auch gute kleine Projekte haben in dem Programm eine Chance auf Förderung.
Ziel des Programms „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ 2014-2020 ist es, den Bürger*innen die Europäische Union näherzubringen. Gefördert werden Kommunen, Organisationen und Einrichtungen und ihre Begegnungsprojekte, die mit Projekten dazu beitragen das Verständnis von der Europäischen Union, ihrer Geschichte und ihrer Vielfalt zu vermitteln und die Bedingungen für die demokratische Teilhabe der Bürger*innen auf EU-Ebene zu verbessern.