Fünf Fragen zum Thema LEADER

© BBE/ Tino Sieland
Frau Kinsky, was ist für Sie das Besondere an LEADER gegenüber anderen Fördertöpfen?
Besonders und wichtig sind für mich die LEADER-Methode und das darin verankerte Bottom-up-Prinzip. Ausgehend von der Perspektive, dass die Menschen vor Ort selber am besten wissen, was ihrer Region gut tut, können sie mit dieser Methode ihre Schwerpunkte selber festlegen, eigene Konzepte schreiben und selbst über die Projektförderungen entscheiden. Nicht eine Behörde, sondern die Menschen vor Ort haben das in der Hand.
Über diesen Beteiligungsaspekt bündelt LEADER ganz unterschiedliche Interessen. Denn das Gremium, welches über die Projektförderung entscheidet, muss mehrheitlich mit Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Sozialem besetzt sein, dazu kommen dann Vertreter*innen aus Kommune und Verwaltung – das ist für mich Demokratie pur.
Was sind die Stärken des Programms?
LEADER bietet eine unwahrscheinliche Bandbreite an Fördermöglichkeiten. Neben investiven Maßnahmen können Konzepte oder Aktionen finanziert und sogar Personalkosten als Anschubfinanzierung gefördert werden.
Schön ist zudem, dass es kein reines Förderprogramm ist, in dem ausschließlich Fördermittel für Projekte ausgereicht werden, sondern dass durch Regionalmanager*innen vor Ort auch die Möglichkeit besteht, Prozesse konkret zu unterstützten und zu begleiten.
Für welche Vorhaben eignet es sich nicht?
Wie in vielen anderen Förderprogrammen auch, können aus LEADER keine laufenden Personalkosten bezahlt werden. Nur wenn ein Vorhaben neue Impulse setzt, etwas Neues in Gang bringt oder zusätzliche Angebote schafft, können Personalkosten zum Teil gefördert werden.
Auch reine Baumaßnahmen wie ein neues Dach fürs Vereinsheim, Straßen- oder Brückenbau entsprechen nicht dem LEADER-Mehrwert. Die Regionalmanager*innen haben zumeist einen guten Überblick über weitere Förderprogramme im Feld und beraten, was ggf. besser passt.
Haben Sie Empfehlung für Interessierte?
So breit und zunächst zugangsfreundlich sich das Ganze anhört, steht in jeder Region natürlich ein Verfahren mit einzuhaltenden Antragsterminen und auszufüllenden Antragsformularen dahinter. Deswegen empfiehlt es sich, Kontakt zum zuständigen Regionalmagement aufzunehmen und zu besprechen, ob das geplante Vorhaben in die lokale Strategie passt (Anm.: Die Webseite der Bundesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Aktionsgruppen hält eine Suchfunktion bereit, über die sich leicht die regionalen Ansprechpersonen finden lassen). Auch den Vorstand und beteiligte Akteur*innen der LAG lohnt es einzubinden, da diese die Dinge vor Ort voranbringen wollen und letztlich auch entscheiden. Und dann natürlich: Dran bleiben! Nicht sofort an Formularen und Unverständlichem verzweifeln, sondern an der Idee dranbleiben.
Ihre Wünsche für die Zukunft?
- Ich wünsche mir natürlich, dass LEADER auch in der nächsten Förderperiode eine Rolle spielt und vom Ansatz her das bleibt, was es ist: Ein partizipativer Bottum-up-Prozess.
- Beim großen Thema Bürokratieabbau würde ich mir wünschen es passiert ein Wunder, dass sich alle in die Augen gucken und wie verzaubert sagen: Ja, wir machen das jetzt. Lippenbekenntnisse gibt’s genug, es wird Zeit mal wirklich was zu bewegen.
- Der dritte Wunsch ist an die Akteur*innen gerichtet: Ich wünsche mir wirklich selbstbewusste und mutige Akteur*innen, die an ihrer Idee festhalten, auch wenn sie nicht in das eine oder andere Programm passt. Es gibt andere Möglichkeiten der Finanzierung die es zu suchen lohnt: Dranbleiben und sich nicht verbiegen lassen.
Mehr über LEADER-Förderung
Rund eine Milliarde Euro stehen in der aktuellen Förderperiode aus dem „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER) für die Förderung der LEADER-Regionen in Deutschland zur Verfügung. Zusätzlich werden die Regionen mit Landes- und Bundesmitteln ausgestattet, wobei die Förderung von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ist.