Drei Fragen zum Thema Transparenz

© Deutscher Spendenrat
„Zahlen fand ich ja schon immer doof!“ heißt es auf einer Ihrer Projekt-Postkarten. Der finanzielle Teil der Projektarbeit macht wohl nur einem sehr überschaubaren Teil der Engagierten Spaß – und überhaupt, über Geld redet man doch nicht? Warum sollte ich andere überhaupt in meine Organisations- und Projektfinanzen gucken lassen? Und wen interessiert das überhaupt?
Das Thema „Transparenz“ betrifft alle gemeinnützigen Organisationen, wenn auch nicht immer auf den ersten Blick. Für viele ist gerade die finanzielle Transparenz meist nur lästiges Beiwerk und ein Hindernis bei der Verwirklichung des eigentlichen, wichtigen Organisationsziels. Das akute Problem ist aber, dass immer mehr Fördermittelgeber*innen, wie bspw. staatliche Stellen, Institutionen, aber auch Spendende, gewisse transparente Standards erfüllt wissen wollen, um die nötigen Mittel zu gewähren. Hier genügen bei kleineren Organisationen oftmals schon eine aussagekräftige und strukturierte Auflistung von Mitteleinnahmen und Mittelausgaben Jedoch stellt dies viele gemeinnützige Organisationen vor große Herausforderungen. Dies merken wir häufig bei Organisationen, die nach der Euphorie der Gründung und dem unerschütterlichen Gedanken, die Welt retten zu wollen, allzu schnell wieder auf dem Boden der Realität ankommen und vor den Anforderungsbergen beinahe kapitulieren. Diese stellen sich meist zusammen aus mangelnden finanziellen und personellen Ressourcen sowie einem ungeordneten Wissensaustausch und dem fehlenden Know-how innerhalb der Organisation.
An diesem Punkt setzen wir mit unserem Projekt „Transparenz-leicht-gemacht“ an. Wir wollen nicht entmutigen und aufzeigen, was alles schief läuft, sondern auf einfache und verständliche Art und Weise sowie mit den notwendigen professionellen Hilfestellungen und Beratungsangeboten durch Wirtschaftsprüfende und Expertinnen und Experten aus dem Best-Practice unserer Mitgliedsorganisationen gemeinnützige Organisationen stärken und sie bei ihrem Strukturaufbau unterstützen.
Zur Frage nach dem „Warum ich andere in meine Projektfinanzen Einblick verschaffen sollte“ kann man zuerst einmal die gesetzlichen Gegebenheiten als Argument nennen. Grundsätzlich gilt, dass der Gemeinnützigkeitsstatus dafür verantwortlich ist, dass eine Organisation steuerbegünstigt oder -befreit wird. Aber wann ist man „gemeinnützig tätig“ qua Gesetz? Dies hat der Gesetzgeber in den §§52 -54 der Abgabenordnung (AO) als gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke festgehalten. Nur die Erfüllung von Satzungszwecken, die sich mit diesen Zwecken aus der Abgabenordnung decken, tragen dazu bei, dass man mit seiner Organisation als gemeinnützig gilt.
Was hat dies nun mit Transparenz zu tun? Neben dem Dritten, dem sogenannten gemeinnützigen Sektor, gibt es noch den ersten Sektor, den Staat, und den zweiten Sektor, die Wirtschaft. In diesen beiden ersten Sektoren ist es allen von uns vollkommen klar, dass wir für eine erhaltene Leistung (z.B. Dienstleistung, Infrastruktur etc.) auch eine Gegenleistung erbringen müssen (z.B. Bezahlung, Steuern etc.). Was ist nun aber Engagement wert? Wie viel kostet eine Stunde Zeit für das Gemeinwohl? Da wir das monetär nicht berechnen können, benötigen gemeinnützige Organisationen zur Erfüllung ihres Satzungszwecks, Geld-, Sach- und Zeitspenden. Diese können beispielsweise von Spendenden, Mitgliedern, Sponsor*innen oder Fördermittelgeber*innen kommen. Um diese Spenden weiterhin zu erhalten und das Vertrauen in die eigene Arbeit zu stärken, legen sie Rechenschaft über ihre Tätigkeiten, Projekte und Finanzen ab und geben so ihren Entscheidungsträgern entscheidungsnützliche Informationen. Das bedeutet Transparenz in unserem Kontext – das Abbilden gesellschaftlichen Mehrwerts im Sinne des Gemeinwohls, sowohl finanziell, organisatorisch und auch normativ!
Wen interessieren diese Informationen in meinem Umfeld? Diese Frage sollte man zuallererst in Ruhe klären. Welche Adressaten haben ein Interesse an der Arbeit bspw. meines Vereins und welche relevanten und entscheidungsnützlichen Informationen sind für sie am wichtigsten, um ihn weiterhin zu unterstützen, zu fördern, sich zu engagieren oder als Mitglied mitzumachen? Je nach Verein können das intern Mitglieder, Ehrenamtliche, Mitarbeitende, Vorstände oder Gremienmitglieder sein. Auch extern gibt es eine Vielfalt an unterschiedlichen Adressat*innen. Da wären beispielsweise die Spendenden, Sponsoringpartner*innen, staatliche Stellen und Behörden (z.B. das Finanzamt oder die Registerbehörden etc.), aber auch die allgemeine Öffentlichkeit und nicht zuletzt die Presse. Als Grundsatz empfiehlt sich jedoch, dass zwar alle Veröffentlichungen allen zur Verfügung stehen, aber die Ansprache auf jeden Fall adressatenbezogen und zielgruppenorientiert erfolgen sollte.
Was umfasst „Transparenz“ denn alles? Und ab welcher Größenordnung sollte ich mitmachen?
Im Rahmen des Projekts „Transparenz-leicht-gemacht“ teilen wir zur Unterstützung unserer Projektteilnehmenden Transparenz in drei Dimensionen ein: Die normative, die organisatorische und die finanzielle Transparenz. An dieser Aufteilung lässt sich schon erahnen, wie vielschichtig der Aufbau von transparenten Strukturen sein kann. Hierbei geht es auch nicht um die Größe der Organisation, denn stabile Strukturen, die gesetzlichen, steuerrechtlichen und finanziellen Anforderungen standhalten, sollten für alle zivilgesellschaftlichen Akteure ein wichtiges Ziel sein, um nachhaltig die eigenen Zwecke verwirklichen zu können. Dabei ist der eigene Spielraum im normativen Bereich, bspw. mit der Gestaltung der Satzung, des Selbstverständnisses, der Ziele und Visionen der Organisation deutlich größer, als bei den Vorgaben im organisatorischen (z.B. Registereintragung, Strukturen, Organisationsaufbau, Rechtsform) oder auch finanziellen Bereich (z.B. rechtsformabhängige Rechnungslegungsvorschriften). Somit geht es bei den unterschiedlichen Bereichen von Transparenz nicht nur um die Berichterstattung nach außen, sondern auch um den internen Aufbau von transparenten Strukturen, bspw. durch ein funktionierendes internes Kontrollsystem und einfachen Methoden wie dem Vier-Augen-Prinzip, um einfach und schnell an Informationen zu kommen, die dann sowohl nach innen als auch nach außen kommuniziert werden können.
Ist das nicht gefährlich, wenn man mir in die Karten schauen kann? Entsteht nicht der Eindruck, ich hätte ja genug, oder verrate ich zu viel über meine Spender*innen?
Es geht nicht darum, sich in die Karten schauen zu lassen, sondern strukturiert und verständlich davon zu berichten, welche Ziele man verfolgt, mit welchen Mitteln man diese erreicht und wie man diese umzusetzen pflegt. Auch helfen vor allem interne transparente Strukturen dabei, schnell auf Anfragen von außen zu reagieren und ggf. aufkommende Zweifel an der sachgemäßen Mittelverwendung schnell aus dem Weg räumen zu können. Gerade kleineren gemeinnützigen Organisationen sollte dies in der Aufbauphase ein wichtiges Anliegen sein, von Anfang an die eigenen Strukturen auf stabile und nachhaltige Pfeiler zu stellen. Wie zu Beginn erwähnt, geht es dabei um entscheidungsnützliche Informationen für die verschiedenen Adressat*innen, um auch weiterhin mit den nötigen Mitteln unterstützt zu werden. Hier geht es nicht darum Erfolgsrezepte oder Betriebsgeheimnisse offenzulegen.
Mit „Transparenz-leicht-gemacht“ sensibilisieren wir für einen klar strukturierten, transparenten Aufbau einer Organisation, der nachhaltig trägt, Engagierte für die eigene Arbeit begeistert und verständlich nach außen berichtet. Damit ihr dieses Ziel Schritt-für-Schritt erreichen könnt, haben wir ein projektbegleitendes Arbeitsbuch entwickelt, in dem dies einfach und verständlich erklärt wird (Kostenloser Download auf der Seite des Deutschen Spendenrats). Die einzelnen Themen können dann noch einmal in einem Webinar nachgehört und mit einem*r Wirtschaftsprüfenden kostenlos (bis zu 7 Stunden) individuell besprochen werden. Zusätzlich bieten wir noch ganztägige Workshops mit Expertinnen und Experten sowie einen Online-Selbsttest zur konkreteren Einordnung der eigenen momentanen Situation an.