Eine Welt-Promotor*innen

- Das Projekt in Kürze
- Gemeinschaftsbildung
- Beteiligte
- Ergebnisse
- Infokasten
- Projektinitiierende
- Nachhaltigkeit
- Übertragbarkeit
- Ratschlag
- Kontakt
Das Projekt in Kürze
Durch Sachsen-Anhalt tourt seit 2015 das Weltmobil. Voll gepackt mit Bildungs- und Informationsmaterial rund um Themen wie Fairer Handel, Klimawandel, EU-Flüchtlingspolitik und ökologischer Landbau fährt der Bus zu Schulen, entwicklungspolitischen Aktionstagen oder auch Volksfesten – besonders in ländlichen Regionen. Zusammen mit Bildungsakteur*innen und Engagierten vor Ort werden mit dem Weltmobil Bildungsangebote und Veranstaltungen durchgeführt – ein Vehikel zur Unterstützung und Qualifizierung von Engagierten und zur Mobilisierung von Menschen für Nachhaltigkeits- und Gerechtigkeitsthemen.
In Baden-Württemberg führen acht Promotor*innen in den verschiedenen Regionen je zwei Praxisworkshops pro Jahr durch. Damit werden in der Eine Welt-Arbeit Engagierte zu Themen wie kreative Straßenaktionen, Pressearbeit, finanzielle Förderung von Projekten und Social Media qualifiziert. Gleichzeitig bieten die Praxisworkshops ein Forum zur Vernetzung und Intensivierung der Zusammenarbeit.
Weltmobil und regionale Praxisworkshops sind nur zwei Beispiele für die Arbeit von Promotor*innen. Sie qualifizieren, vernetzen und mobilisieren in den Ländern und Regionen entwicklungspolitisch Aktive, Bildungsakteur*innen und Multiplikator*innen. So verbreitern, intensivieren und professionalisieren sie das demokratische Engagement für die Eine Welt.
Insgesamt ca. 130 Promotor*innen unterstützen, beraten, qualifizieren und vernetzen Menschen und Organisationen für die Eine Welt. Wichtige Themenfelder sind dabei u. a. Konsum und Produktion, Klima und Entwicklung, Migration oder Globales Lernen. Neben der fachlichen Ausrichtung konzentrieren sich ca. ein Viertel der Promotor*innen explizit auf die entwicklungspolitische und demokratische Stärkung einer bestimmten Region.
Wie stärkt das Projekt die Gemeinschaft vor Ort?
In ländlichen Regionen gibt es viele demokratisch bzw. entwicklungspolitisch Interessierte und Engagierte. Die meisten arbeiten ehrenamtlich in Gruppen, Initiativen, Vereinen. Sie bewegen viel, kommen aber an Grenzen in Bezug auf ihre zeitlichen Kapazitäten, ihr Know-how oder brauchen Mitstreiter*innen und Kooperationspartner*innen, kennen aber andere Aktive – ganz in der Nähe – nicht. Auch sehen wir viel Potenzial bei Menschen, die sich für globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit engagieren möchten, aber nicht wissen, wie und wo sie das tun können. Hier setzen Promotor*innen an, befördern zivilgesellschaftliche Arbeit, stoßen an, unterstützen, qualifizieren und bringen Akteur*innen zusammen. Diese Stärkung des Engagements vor Ort bedeutet zudem eine Stärkung der Gemeinschaft.
Foto: EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt
Wer beteiligt sich am Projekt?
Das "Eine Welt-Promotor*innen"-Programm wirkt multiplikatorisch. Das heißt, die wesentlichen Adressat*innen sind entwicklungspolitische Vereine, Gruppen und Initiativen, die in ihrer Region, in ihrer Kommune – z. B. gegen rassistische Diskriminierung – aufklären, die zum Thema nachhaltiges Wirtschaften arbeiten und Kooperationen mit Umweltgruppen suchen oder die Bildungsangebote an Schulen zum Thema globale Gerechtigkeit veranstalten. Deren Arbeit wird durch Promotor*innen befördert und unterstützt. Wichtige Schwerpunkte sind darüber hinaus die Förderung der demokratischen Partizipation migrantisch-diasporischer Akteur*innen und die Entwicklung zivilgesellschaftlicher Strukturen.
Das Promotor*innen-Programm wird auf der Länderebene von den Eine Welt-Landesnetzwerken umgesetzt. Die Promotor*innen selbst sind Expert*innen aus entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen und oft angesiedelt bei örtlichen Trägern und Initiativen.
Welche Ergebnisse wurden bereits erzielt?
Das "Eine Welt-Promotor*innen"-Programm wirkt. Im ersten Zyklus des Programms sind durch die Arbeit von knapp 90 Regional- und Fachpromotor*innen 750.000 Menschen in Kontakt mit Eine Welt-Themen gekommen. Wissen und Haltungen wurden vermittelt, attraktive Handlungsansätze wurden konzipiert und etabliert, Partizipationsmöglichkeiten und -strukturen geschaffen und ausgebaut, Netzwerke und Kooperationen initiiert und gestärkt und Rahmenbedingungen bürgerschaftlichen Engagements verbessert. Neben der Verbreiterung der Eine Welt-Arbeit in den Ländern und Regionen initiieren und befördern Promotor*innen wichtige strukturelle Veränderungen in der Politik, in der Wirtschaft, in der Bildung und in den Kommunen. So existierte in Schleswig-Holstein vor Beginn des Programms eine Fairtrade-Town, inzwischen sind es 16 – etliche weitere sind auf dem Weg. Ein anderes Beispiel ist das Globale Lernen, das sich – maßgeblich durch die Arbeit der Promotor*innen – immer mehr als fester Bestandteil des Unterrichts etabliert.
Wo wurde das Projekt umgesetzt? Das Promotor*innen-Programm setzt auf die Stärkung der Strukturen und Akteur*innen in den Bundesländern. In den Städten und Zentren der Länder wird die Eine Welt-Arbeit thematisch weiterentwickelt. In den ländlichen und strukturell benachteiligten Regionen wird durch Informations- und Netzwerkarbeit die Zivilgesellschaft vor Ort in ihrem Strukturaufbau gestärkt. Die Regionen, in denen die Promotor*innen aktiv sind, variieren in ihrer Größe zwischen urban geprägten Landkreisen (z. B. Kreis Unna) und Großregionen (z. B. Nordbayern, Kreis Vorpommern-Greifswald).
Infokasten
Projektzeitraum: Das "Eine Welt-Promotor*innen"-Programm gibt es als föderales Programm mit Bund-Länder-Koordination und -Finanzierung seit 2013 mit einer derzeitigen Laufzeit in allen 16 Bundesländern bis 2018. Eine Fortsetzung über das Jahr 2018 hinaus wird angestrebt. In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits seit 1996 ein Promotor*innen-Programm.
Zielgruppe:
- Akteur*innen und Multiplikator*innen aus der Eine Welt-Arbeit und anderen zivilgesellschaftlichen Bereichen
- Migrantische Akteur_innen
- Akteur*innen aus Bildung, aus Politik und Wirtschaft
- Junge Menschen
- Generation 50+
- Interessierte Bürger*innen
(Projekt)Partner: Das Programm wird gefördert von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und den 16 Bundesländern. Die Finanzierung von Bund und Ländern im Verhältnis 60:40 eines Programms der Zivilgesellschaft prägt den neuartigen und innovativen Charakter des "Eine Welt-Promotor*innen"-Programms. Träger des Programms auf Bundesebene sind die Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland (agl) und die Stiftung Nord-Süd-Brücken (SNSB). Die Eine Welt-Landesnetzwerke sind Trägerinnen des Programms auf Landesebene. Für die Durchführung des Programms auf lokaler Ebene wird mit Vereinen kooperiert.
(Bisherige) Teilnehmendenzahl: Das Promotor*innen-Programm ist seit seinem Bundesstart 2013 kontinuierlich gewachsen. Seit Beginn des zweiten Programmzyklus 2016 sind alle 16 Bundesländer dabei. Derzeit arbeiten 38 Regionalpromotor*innen an der Qualifizierung, Vernetzung und Mobilisierung von Eine Welt-Akteur*innen, Lehrer*innen, jungen Menschen, migrantischen Akteur*innen und weiteren Multiplikator*innen. Ein(e) Regionalpromotor*in erreicht im Schnitt 1.000 – 4.000 Menschen im Jahr. Allein 2015 wurden durch die Regionalpromotor*innen über 500 Netzwerktreffen unterstützt und knapp 400 zivilgesellschaftliche Akteur*innen, Initiativen und Organisationen beraten.
Benötigte Ressourcen: Um Multiplikator*innen in ländlichen Regionen nachhaltig zu stärken und damit die Demokratie in ländlichen Regionen zu fördern, bedarf es einer strukturellen Unterstützung in Form von Beratung und Weiterbildungsangeboten. Das Promotor*innen-Programm setzt genau an dieser Stelle an und schafft dafür Personalstellen in etablierten lokalen Vereinen. Um einen größeren (Land-)Kreis abzudecken (ca. 650.000 Einwohner*innen) wird ca. eine Vollzeitstelle benötigt.
Wer hat das Projekt initiiert? Inwiefern spielt eine Rolle, wer das Projekt initiiert hat?
Als bundesweites Programm wurde es von den Eine Welt-Landesnetzwerken initiiert, in denen entwicklungspolitische Basisgruppen und Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten. Die Landesnetzwerke erreichen derzeit ca. 10.000 Vereine, Initiativen und Gruppen. Das Programm funktioniert von "unten" nach "oben": Aus der Arbeit vor Ort werden Impulse aufgenommen und das Programm ständig weiterentwickelt. Diese föderale und partizipative Struktur des Programms bedingt sein großes demokratisches Potenzial, seine Entwicklungsmöglichkeiten und die Fähigkeit, auf politische Entwicklungen zu reagieren und diese mitzugestalten – wie z. B. die Umsetzung der von den United Nations (UN) beschlossenen globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Developement Goals – SDGs).
Foto: agl / dieprojektoren.de
Ist das Vorhaben nachhaltig angelegt? Inwiefern?
Die Etablierung der Prinzipien von Nachhaltigkeit und globaler Gerechtigkeit in immer stärkerem Maß und in immer mehr gesellschaftlichen Lebensbereichen – das ist das Ziel des Promotor*innen-Programms. Dazu braucht es gleichsam nachhaltige zivilgesellschaftliche Strukturen, qualifizierte Akteur*innen und Bildungsarbeit auf allen Ebenen als Grundlage – dafür arbeiten Promotor*innen, und zwar nachhaltig.
Ist das Projekt übertragbar? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Was sind spezifische Faktoren?
Was können Sie anderen mit auf den Weg geben? Die Stärkung und Entwicklung des Eine Welt-Engagements und der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in den Regionen durch Expert*innen vor Ort – dieser Ansatz ist durchaus auf andere Länder wie auch auf andere zivilgesellschaftliche Themenbereiche übertragbar. Engagement braucht Strukturen. Wichtig sind eine hohe Sensibilität für die politisch-gesellschaftliche Kultur in den Regionen und für das zivilgesellschaftliche Potenzial im Hinblick auf Themen, Zielgruppen und Handlungsansätze.
Wichtig sind zudem eine partizipative und dynamische Struktur des Programms – es muss thematisch flexibel und entwicklungsfähig sein. Gleichsam bedarf es für eine konsistente Programmumsetzung der Koordination.
Das "Eine Welt-Promotor*innen"-Programm ist finanziert von Bund und Ländern. Das heißt, es ist als zivilgesellschaftliches Programm politisch gewollt. Auch dieses erscheint als zukunftsfähiges Modell der Zusammenarbeit von Politik und Zivilgesellschaft.
Was braucht es noch? Immer mehr, immer engagierte und immer besser vernetzte Menschen mit immer mehr Wissen, immer klareren Haltungen und immer mehr Kompetenzen. Im Sinne einer globalen Transformation hin zu einer zukunftsfähigen Entwicklung, die getragen und geprägt ist von Nachhaltigkeit und globaler Gerechtigkeit, wie sie in den Sustainable Developement Goals skizziert ist, braucht es viele Promotor*innen-Programme in vielen Ländern – im globalen Süden wie im globalen Norden.
Wenn die SDGs umgesetzt werden sollen, ist eine starke Mobilisierung von unten notwendig. Die Fach- und Regionalpromotoren können einen wichtigen Beitrag dazu leisten
Dr. Boniface Mabanza auf dem 4. Bundestreffen der "Eine Welt-Promotor*innen", Berlin, 15. Oktober 2015.
Kontakt
Dr. Marius Haberland
Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke (agl)
Greifswalder Straße 4
10405 Berlin
Telefon: 030 – 23 93 61 15
E-Mail: koordination-pp@agl-einewelt.de
Website: http://www.eine-welt-promotorinnen.de
Andreas Rosen
Stiftung Nord-Süd-Brücken (SNSB)
Greifswalder 33a
10405 Berlin
Telefon: 030 – 42 85 13 85
E-Mail: a.rosen@nord-sued-bruecken.de
Kontakte in den Bundesländern: www.agl-einewelt.de/eine-welt-landesnetzwerke