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landkunstleben e.V

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Engagiert: Gute Praxisprojekte

landkunstleben e.V.

 

 

Das Projekt in Kürze

Das Projekt "landkunstleben" ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein, der sich 2001 in einem kleinen Dorf im östlichen Brandenburg gegründet hat. Gründungsmitglieder sind Künstler*innen, Kulturarbeiter*innen, Bäuerinnen und Bauern sowie Gärtner*innen, die gemeinsam die Vereinsziele – Förderung der zeitgenössischen Kunst, internationaler Austausch und Pflege der Umwelt und der Kultur der Nachhaltigkeit – verfolgen.

Parallel zur regelmäßigen Produktion von Ausstellungen und partizipativen Kunstprojekten wird seit 2003 der zwei ha große Garten Steinhöfel ökologisch betrieben. Er entwickelte sich zum Schau-, Lern- und Arbeitsgarten, insbesondere durch die Einbeziehung von Menschen aus den Dörfern der Gemeinde Steinhöfel und durch die Zusammenarbeit mit deutschen und internationalen Freiwilligen.

"landkunstleben" und der Garten Steinhöfel haben sich als konkreter Ort und als soziale und kulturelle Schnittstelle etabliert und finden Unterstützung und Zuspruch: lokal, regional und international. Letzteres durch die Umsetzung europäischer Projekte. Wir haben mit über siebzig Künstler*innen vor Ort zusammengearbeitet.

Seit 2006 bieten wir auch Kochkurse im Garten an, die großen Zuspruch finden (www.kochende-gaerten.de).

 

Detaillierte Informationen zum Projekt

Architektonisches und kulturelles Erbe, Garten- und Landschaftspflege, Kunst und kulturelles Engagement zeichnen das acht km nordöstlich von Fürstenwalde gelegene Dorf Steinhöfel im Landkreis Oder-Spree aus. Kultur hat hier Tradition und erschließt sich unmittelbar im historischen Ensemble und dem Park, der als einer der ältesten und schönsten Landschaftsparks Brandenburgs gilt. Seit 2001 engagiert sich der Verein "landkunstleben" insbesondere im Gelände der verwaisten, an den Park angrenzenden Schlossgärtnerei: Ein Garten ist geschaffen worden, der ökologisch und nachhaltig die lokale Gartentradition fortsetzt und mit zeitgemäßen Themen verbindet. 2007 wurde die Gartenanlage mit einer Anerkennung im Rahmen des Brandenburgischen Architekturpreises gewürdigt.

Der Kunstverein zeigt kontinuierlich Sommerausstellungen von internationalen Künstler*innen, organisiert attraktive Feste und Veranstaltungen und hat Steinhöfel damit – auch mit zeitgemäßen Projekten – auf die Kulturlandkarte gesetzt. Den Schwerpunkt der kulturellen Arbeit des Vereins bilden partizipative, Umfeld und Menschen einbeziehende Kunstprojekte, die vor Ort immer wieder ein spannendes sozialräumliches Gefüge entstehen lassen, was auch die Regionalforschung mit größtem Interesse verfolgt.

"landkunstleben" finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden, hat 35 Mitglieder, von denen fünf ehrenamtlich das Gartenprojekt und die Veranstaltungen betreuen. Die Hauptakteur*innen sind Einwohner*innen der Gemeinde Steinhöfel. Kunstprojekte, Ausstellungen und Umweltbildungsarbeit werden durch Projektmittel finanziert. Sehr erfolgreich wurde in den vergangenen Jahren auch das Projekt "Kochende Gärten" umgesetzt. Am Kochmobil im Freien werden die im Garten ökologisch angebauten alten und seltenen Gemüse- und Obstsorten verarbeitet. Die Kurse haben inzwischen Besucher*innen aus ganz Deutschland und sind meist ausgebucht. Mit dem modellhaften Gartenprojekt hat „landkunstleben“ bereits zwei zweijährige EU-Kultur 2000-Projekte mit vielen internationalen Teilnehmer*innen bestritten. Außerdem wurden zwei EU-Grundtvig Lernpartnerschaften im Bereich der informellen Erwachsenenbildung durchgeführt. Tätig sind im Verein seit einigen Jahren zudem FSJler*innen (Freiwilliges Soziales Jahr) im Bereich Kultur sowie Europäische Freiwillige.

Zusammen mit anderen brandenburgischen Kunstakteur*innen hat "landkunstleben" 2006 ein Netzwerk initiiert, das künstlerische Projekte insbesondere aus dem ländlichen und peripheren Raum zusammenbringt. Das Netzwerk für RaumUmordnung (RUO) setzt sich mit der Entwicklung des ländlichen Raums als Handlungsraum einer zeitgemäßen, weltoffenen und zugleich lokal verankerten Landkultur auseinander. Sowohl "landkunstleben" als auch das Netzwerk und seine Mitglieder sind in den Themenjahren von Kulturland Brandenburg regelmäßig präsent gewesen. In 2014 startete das Netzwerk die Veranstaltungsreihe "Kreative Provinz" mit einer Auftaktveranstaltung im Brandenburgischen Kunstverein in Potsdam.

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Wie stärkt das Projekt die Gemeinschaft vor Ort?

Das Projekt hat einen lebendigen Raum des Austauschs zwischen den Beteiligten und den Besucher*innen in Dorf, Gemeinde und Region bewirkt. Aufgrund unserer langjährigen Aktivität ist Vertrauen gewachsen, unsere Mitmachenden haben sich positiv entwickelt und stehen zum Projekt. Durch gemeinschaftliches Engagement und Zusammenarbeit gelingt es uns, Vorurteile kleinzukriegen und Haltungen, insbesondere feindliche Ressentiments, durch konkretes Miteinander zu modifizieren, sowie Umstimmung, Empathie und Reflexion anzuregen.

 

Wer beteiligt sich am Projekt?

Das Projekt wird von lokalen Akteur*innen getragen. Ob lokal, regional, national oder international – der Kreis unser Teilnehmer*innen ist breit gefächert. Seit 2015 wurden zunehmend Projekte mit Geflüchteten realisiert. Für den letztjährigen Workshop "Zugvögel" – mit einem Kulturmanager aus dem stART Programm der Robert Bosch Stiftung – gab es Anerkennung und die Aufnahme in die Publikation "Geflüchtete und Kulturelle Bildung" im Transcript Verlag.

 

Welche Ergebnisse wurden bereits erzielt?

Neben zahlreichen Ausstellungen und Kunstprojekten entstanden mehrere Filme mit Kindern, Jugendlichen und Dorfbewohner*innen. Großen Anklang fanden auch die Aufführungen vom "Bänkelgesang", der die Geschichte und die Geschichten der Dörfer der Gemeinde und ihrer Bewohner*innen spielerisch und mit erfrischendem, klugem Humor aufgriff. Wir haben ein Kunstprojekt mit Foto-, Audioportraits und Videos mit zwanzig Bewohner*innen der Gemeinde gemacht, die den Zeitraum von 1945 bis heute aufgreifen. Es ist uns gelungen, bedeutende lokale Kulturgeschichte, aber auch markante Erinnerungsorte, wie z. B. die ehemalige Hachscharah-Stätte in Neuendorf im Sande, mit Kunstprojekten wieder in den Fokus zu rücken.

In den vergangenen Jahren entstand neben einem Fotoroman ("Kein Discount für die Liebe") auch ein Kochbuch ("Eden Oder Spree") mit saisonalen Gerichten.

 


Infokasten

Projektzeitraum: 2001 bis 2016

Zielgruppe: die lokale Bevölkerung vor Ort, die Besucher*innen aus der Region und aus dem Berliner Ballungsraum. Altersmäßig ist die Zielgruppe generationenübergreifend, auch inklusiv, da wir mit entsprechenden Gruppen durchgängig Projekte umsetzen (Lernbehinderte, sozial Benachteiligte)

Projekt(Partner*innen): Individuen und Vereine aus der Gemeinde und der Region und durch europäische Projekte auch internationale Partner*innen

(Bisherige) Teilnehmendenzahl: Jährlich kommen etwa 3.000 – 4.000 Besucher*innen von Garten, Ausstellungen und Workshops zu uns. Etwa zehn Personen arbeiten regelmäßig aktiv mit.

Benötigte Ressourcen: Wir benötigen Gelder für Räumlichkeiten und Personalstellen. Seit 15 Jahren realisieren wir einen durchgängigen Betrieb unserer Aktivitäten mithilfe von Spenden von Mitgliedern und Projektförderungen. Die Fortführung des eigentlich erfolgreichen Projektes „landkunstleben“ steht Jahr um Jahr auf der Kippe, da sich nachhaltige und beständige Arbeit ohne finanzielle Ressourcen kaum halten lässt.

 


 

Wo wurde das Projekt umgesetzt?

Der Verein hat seinen Sitz im Dorf Buchholz, eines von zwölf Dörfern, die in der Gemeinde Steinhöfel im Landkreis Oder-Spree zusammengefasst sind. Die Gemeinde hat ca. 4.700 Einwohner*innen. In unserem Nachbardorf Heinersdorf (800 Einwohner*innen) wurden 2015 130 Geflüchtete untergebracht, mit denen wir in regem Kontakt stehen. Austragungsort und öffentlicher Raum der Begegnung ist der Garten Steinhöfel im Nachbardorf Steinhöfel, dort ist auch der Sitz der Amtsverwaltung.

 

Wer hat das Projekt initiiert?

Kulturarbeiter*innen, Künstler*innen, Gärtner*innen, die vor Ort leben, aus dem Ort stammen oder teilweise dort leben, haben das Projekt initiiert.

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Ist das Vorhaben nachhaltig angelegt?

Im Sinne der Nachhaltigkeit machen wir vieles richtig. Wir heben, zeugen und erhalten Diversität, Kultur, Ökologie, Demokratie, Lust und Motivation auf selbstbestimmtes Leben, Arbeiten und Entfaltung der Kenntnisse und Fähigkeiten. Wir stellen Fragen, die in der Luft liegen, wir beziehen Stellung und versuchen Haltung zu bewahren. Wir teilen, geben, nehmen, ermöglichen und bestärken die vielen Facetten dessen, was die Menschen wollen und können, die sich einbringen und die wir einbeziehen. Wir versuchen, einen offenen, produktiven Raum bereitzuhalten, der Lust auf Zukunft macht.

 

Ist das Projekt übertragbar?

Eine schwierige Frage. Wer würde sich das antun, einen Verein mit einem riesigen Stück Land, das zu bestellen ist, und einem Programm, das auch künstlerisch dem State of the Art gerecht zu werden versucht, über so lange Zeit ohne Festfinanzierung in Gang zu halten? Es fordert einen hohen, beinahe ausschließlichen Einsatz, vor allem seitens der Kerngruppe. Aufgrund des positiven Feedbacks, das wir von Besucher*innen, Beteiligten und anderen Instanzen des Kulturbetriebs im In- und Ausland bekommen, ringen und kämpfen wir darum, weiterzumachen.

Übertragbar ist das Projekt, wenn es mit Leidenschaft betrieben wird. Eine finanzielle Sicherung für den Kulturdauerdienst, den wir vor Ort leisten, wird notwendig. Auch hier wird die Zahl fitter und kompetenter Mitstreiter*innen, die es sich leisten können ehrenamtlich zu agieren, nicht mehr. Eine Konsolidierung des Projektes durch finanzierte Stellen würde es auch möglich machen, junge, kompetente und qualifizierte Menschen einzubeziehen und es zukünftig zu verstetigen. Wir haben bereits eine Reihe potenter, junger Anwärter*innen ziehen lassen müssen, weil die finanziellen Mittel fehlten bzw. hochgradig unsicher waren.

 

Was können Sie anderen mit auf den Weg geben?

Unsere Mitstreiter*innen geben Lebenszeit und Energie in das Projekt. Im Laufe der Umsetzung haben wir gelernt, wie wichtig es ist, einen sozialen und kulturellen Kontext durch gemeinschaftliche Arbeit herzustellen, zugleich einen offenen und freien Raum bereitzuhalten, der Verwirklichung im Realen möglich macht. Das sehen jedenfalls unsere Frauen aus den Dörfern, die jungen Freiwilligen und die Künstler*innen, die mit uns arbeiten, so. Und selbst die Geflüchteten in ihrer schwierigen, unsicheren Lage docken an dieses Stück Freiraum, das wir insbesondere mit dem Garten Steinhöfel bereithalten, mit Freude und Lust zum Mittun an.

 


Der engagierte Regionalforscher in mir ist zunächst einfach sprachlos, wie sich hier ländliche mit metropolitanen Netzen in der Wiederaneignung des aufgelassenen Gutsgartens verschränken – nicht im Sinne von Eintopf, sondern von 'Jeder macht sein Ding' und Distinktion und gemeinsamem 'place making', also einem gemeinsamen 'In-Wert-Setzen' eines konkreten Ortes der Zwischenlandschaft.

Ulf Matthiesen über "landkunstleben e. V." und den Garten Steinhöfel in "Hinterland Avantgarden?", Ausstellungskatalog, slap e. V. und landkunstleben e. V. (Hrsg.) 2007.


 

Kontakt

Christine Hoffmann und Robert Abts, Vorstand

landkunstleben e. V.

E-Mail: landkunstleben@t-online.de

Website: www.landkunstleben.de

 

 

Partner

Logos von BBE und Amadeu Antonio Stiftung
 
 

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