...vom Kommen und Gehen... (Vechta)

- Das Projekt in Kürze
- Gemeinschaftsbildung
- Beteiligte
- Ergebnisse
- Infokasten
- Projektinitiierende
- Übertragbarkeit
- Ratschlag
- Kontakt
Das Projekt in Kürze
Das Projekt "...vom Kommen und Gehen..." wurde entwickelt, um die Menschen in der Region Vechta (Niedersachsen) näher zusammenzubringen. Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen wurden zu den Themen Flucht und Willkommenskultur narrativ interviewt und ihre Antworten anschließend in einem Buch zusammengefasst. Ziel war es, eine einheitliche Linie, eine Linie der Menschenfreundlichkeit und Empathie, darzustellen. Dadurch, dass die Stadt Vechta nur ca. 32.000 Einwohner*innen hat und die Befragten aus vielen unterschiedlichen Personengruppen kommen, hat dies dazu geführt, dass viele Einwohner*innen die Interviewten kannten und somit die Motivation hoch war die Interviews – auch von zuvor unbekannten Personen – zu lesen.
Es ging uns bei dem Projekt darum, möglichst vielen Menschen zu zeigen, dass sie alle etwas verbindet – unabhängig vom Alter, dem Geschlecht, dem gesellschaftlichen Stand oder etwa der Herkunft. Wir haben somit einen Leitfaden entwickelt, der sich mit den Biografien der Interviewten beschäftigen sollte, der nicht deren Meinung, sondern in erster Linie deren Erfahrung und Haltung widerspiegelt. Zu sagen "die wollen wir nicht" wird schwieriger, wenn man selbst eventuell auch schon mal von Ausgrenzung betroffen war.
Nachdem der Leitfaden entwickelt war, sprachen wir die unterschiedlichsten Personen vor Ort an. Die meisten von ihnen ließen sich gern auf ein Gespräch ein und die Gesprächsatmosphäre und die Antworten fielen zumeist offener aus, als wir zu Beginn unserer Arbeit erwartet hatten.
Wie stärkt das Projekt die Gemeinschaft vor Ort?
Dadurch, dass Vechta eine Kleinstadt ist und somit das Prinzip "jeder kennt jeden" noch recht gut funktioniert, konnten wir durch das Interviewen von sehr unterschiedlichen Personen eine Vernetzung von vielen Bereichen schaffen. Letztendlich ist es wie viele Projekte nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die dadurch geschaffene Transparenz jedoch, die deutlich macht, dass auch jemand, der hundertmal mehr verdient als man selbst, oder jemand, der nur halb so alt ist wie man selbst, das gleiche Menschenbild hat, schuf etwas Vereinendes.
Wer beteiligt sich am Projekt?
Wir haben im Vorfeld zusammengesessen und überlegt, aus welchen Bereichen wir Personen interviewen möchten. Auch wenn lange nicht alle Bereiche abgedeckt sind, ist es doch auf jeden Fall eine bunte Mischung.
Welche Ergebnisse wurden bereits erzielt?
Ziel wäre, das Projekt auch in anderen Orten durchzuführen und dies zusätzlich als digitalisierte Karte im Netz transparent zu machen. Das ist aber noch ein weiter Weg.
Infokasten
Projektzeitraum: August 2015 - Dezember 2015
Wo wurde das Projekt umgesetzt?: In Vechta, einer niedersächsischen Kleinstadt mit ca. 32.000 Einwohner_innen
Zielgruppe: Alle Einwohner*innen aus Vechta
Projektpartner*innen: Keine
(Bisherige) Teilnehmendenzahl: 22 Interviewte
Benötigte Ressourcen: Wir haben 22 Interviews geführt, die mit Gestaltung, Abstimmung, Korrektur etc. ca. 250 Arbeitsstunden in Anspruch genommen haben. Dazu kommt der Druck der 1.000 Exemplare.
Wer hat das Projekt initiiert? Inwiefern spielt eine Rolle, wer das Projekt initiiert hat?
ContRa e. V. (ContRa Rassismus) – wir sind seit zehn Jahren vor Ort, aber auch darüber hinaus aktiv. Die Menschen hier kennen uns und wissen, welche Arbeit wir machen. Gerade, wenn es zu sehr intimen Momenten kommt, hat dies eine hohe Relevanz, da die Interviewten "die Hosen runtergelassen haben" und dies nur geht, wenn man sich vertraut. Ohne das Vertrauen hätte das Projekt nie diese Tiefe und somit nie die Qualität erlangt.
Ist das Projekt übertragbar? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Was sind spezifische Faktoren?
Ja, wichtig ist vor allem Zeit und die, die das Projekt durchführen, müssen es mit Leidenschaft tun, um der Sache gerecht zu werden. Gleichzeitig darf die Region, in der es umgesetzt wird, nicht zu groß sein, da es gerade dadurch funktionierte, dass man sich kannte. Etwas über Fremde zu lesen ist einfacher, wenn dies im Kontext einer Geschichte eines Bekannten steht.
Was können Sie anderen mit auf den Weg geben?
Wichtig für uns war, dass es um den Menschen geht. Es gab Personen, die sich nicht öffnen oder sich über das Buch profilieren wollten. Dies haben wir nicht zugelassen. Auch Beiträge wie ein Vorwort eines Bürgermeisters/ einer Bürgermeisterin etc. haben wir bewusst nicht mit reingesetzt, da diese Intimität genommen hätten. Uns war wichtig, voll und ganz beim Thema zu bleiben und deutlich zu machen, dass nicht jemand aufgrund seiner Stellung etc. toll ist, sondern jeder aufgrund seiner Haltung toll und wertvoll sein kann.
Kontakt
Sebastian Ramnitz, Vorsitzender ContRa e. V.
E-Mail: s.ramnitz@gmail.com
Website: www.contra-rassismus.de